Die Chronik der Feuerwehr Ziemetshausen ist in die Geschichte des Marktes Ziemetshausen eingeflochten, worin sie einen festen Platz hat. Daraus ergibt sich, dass die Geschichte der Feuerwehr einen Teil der Geschichte des Marktes Ziemetshausen spiegelt. Ehe das Feuerlöschwesen von den Gemeinden straff organisiert wurde, waren die Bürger durch Obrigkeitserlass verpflichtet, beim Ausbruch eines Brandes sich unverzüglich am Brandplatz einzufinden und Hilfe zu leisten. Als Einsatzgerät diente damals hauptsächlich der Löscheimer, der in jedem Hause vorhanden sein musste und im Ernstfall mitzubringen war. Im Markt Ziemetshausen standen des weiteren eine kleine und eine große Feuerspritze zur Verfügung. Deren Einsatz leitete der vom Markt aufgestellte Spritzenmeister. Die letzten Amtsinhaber waren der Glasermeister Johann Krauß und der Schlossermeister Johann Nepomuk Fischer. Diese Ausrüstung und der Notfalleinsatz war im Laufe der Zeit nicht mehr ausreichend. Deshalb fassten verantwortungsvolle Männer den Entschluss, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Damit sollte durch die Beschaffung von erforderlichen Geräten durch den Markt und eine kontinuierliche Ausbildung der Wehrmänner ein weitgehender Schutz für die Menschen und deren Eigentum gewährleistet werden. Aus der noch vorhandenen, vergilbten handschriftlichen Aufzeichnung der Gründerversammlung ist zu entnehmen, dass sich der Pfarrherr von Ziemetshausen für die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr tatkräftig einsetzten.
Damit bestand im damaligen Bezirksamtsbereich Krumbach die zweite Freiwillige Feuerwehr. Als nächste war nun der Markt aufgerufen, die erforderliche Ausrüstung für die Männer und Ausrüstung der Wehr zu übernehmen. Im Juli 1894 wurde beim Bezirksamt Krumbach der „Plan zu einem neu zu erbauenden Feuerrequisitenhaus für die Gemeinde Ziemetshausen“ vorgelegt. Dieser Plan wurde zur technischen Begutachtung dem Maurermeister Johann Kling, Krumbach, vorgelegt. Das erste Feuerwehrhaus hatte ein Ausmaß von 6,0 x 10,5 m und eine lichte Höhe von 2,8 m. Es stand im Bereich der heutigen Apotheke. 1875 wurde eine neue Saugspritze angeschafft, welche bis 1929 im Dienst stand. Mit dieser Spritze wurden nicht nur die Einsätze im Bereich des Marktes getätigt, man holte Sie zu Einsätzen nach Oberschöneberg, Ried und Balzhausen. Zu erwähnen ist in diesem Falle, dass die Spritze mit einem Pferdegespann zu Brandstelle geführt werden musste. Dieses Pferdegespann wurde in den letzten Jahren vom „Wiedenbauer“, Herrn Michael Spengler, gestellt.
Die 1929 angeschaffte Motorspritze war bis 1958 im Einsatz. Obwohl sie technisch veraltet war, hätte sie ihren Dienst von der Ausführung her sicher noch länger getan, wäre sie nicht in den Noteinsätzen während der Luftangriffe in München, Augsburg und Ulm übermäßig belastet gewesen. 1958 kaufte der Markt eine zeitgemäße „Bachert-Automatik-Tragkraftspritze TS 8/8“ mit luftgekühltem 25 PS Motor und den dazugehörigen Anhänger. Als Zugmaschine diente hierzu ein landwirtschaftlicher Traktor.
Eine neue Ära in der Feuerwehrgeschichte beginnt im Jahre 1962 mit dem Bau des Feuerwehrgerätehauses am Gerberweg. Die Kosten beliefen sich damals auf 33.318,80 DM. Das Gebäude war vorausschauend angelegt. Es nimmt das Tank-Löschfahrzeug (TLF 16), das 1972 der Markt Ziemetshausen anschaffte und das Löschfahrzeug (LF 16), welches der Zivile Bevölkerungsschutz dem Markt Ziemetshausen als Stützpunktfeuerwehr zu Verfügung stellt, auf. Der Dienst der Feuerwehr wird von der Allgemeinheit als Selbstverständlichkeit angenommen und hingenommen.
Wie viel Freizeit und Einsatzwille für die Aus- und Fortbildung der Feuerwehrmänner erforderlich ist, weiß nur ein Eingeweihter. Im Ernstfall verlangt man seine vielseitige Einsatzmöglichkeit und sein sicheres und umsichtiges Handeln. Ein Dienstbuch der FFW Ziemetshausen gibt von 1873 bis 1929 genaueste Auskunft über die Ausbildung und Dienstverrichtung für diese Zeit. Im übrigen wurden die Aufzeichnungen zeitweise leider lückenhaft geführt. Es erscheint für uns heutzutage etwas verwunderlich, wenn wir lesen: 29 Mai 1894 morgens 5.00 Uhr Übung: Fußexerzieren. 17. Juni 1897 morgens ½ 5 Uhr Übung: Zwei Mannschaften 45 Mann.
Während der Kriege war die Mannschaft besonders geschwächt und litt sehr stark unter deren Folgen. Dies bewog den Markt Ziemetshausen, während des letzten Krieges eine Pflichtfeuerwehr aufzustellen und wehruntaugliche Männer und Jugendliche zu verpflichten. Als sich das Kriegs Geschehen in das Landesinnere verlagerte, wurde die Ziemetshauser Pflichtfeuerwehr zu auftreibenden Einsätzen nach München, Augsburg und Ulm beordert, um die dortigen Feuerwehren bei der Brandbekämpfung während und nach den Bombenangriffen zu unterstützen.
Nicht nur bei Feuergefahr, auch zu sonstigen technischen Einsätzen holte und holt man noch heute die Feuerwehr. Bereits 1879 und 1896 musste die Feuerwehr in Ziemetshausen, zur Bannung der Hochwassergefahr eingesetzt werden. Der letzte große Hochwassereinsatz in Ziemetshausen war am 31. Juli 1976. Hier leisteten die Männer der Wehr beispielhaften Einsatz, um größere Schäden am Eigentum der Bürger zu verhindern. Am 15.04.1928 war der erste Verkehrsunfall, zu dem die Feuerwehr zur Hilfeleistung geholt wurde. Ein Auto fuhr in die Bahn, wobei die Feuerwehr die Unfallstelle räumen musste.
Die heutige Ausrüstung und Ausbildung ist den Aufgaben unserer Zeit angepasst. Der lobenswerte Ausbildungsstand spiegelt sich in den Berichten der Inspektion und Großübungen. Dank der beispielhaften Pflichterfüllung der Kommandanten und seiner Gruppenführer hat die Ziemetshauser Wehr großes Ansehen im weiten Umkreis.
Folgende Kommandanten standen der Freiwilligen Feuerwehr Ziemetshausen vor:
1870 – 1875 : |
Franz Liebhaber |
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1933 – 1935 : |
Johann Halbritter |
1875 – 1888 : |
Karl Haide |
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1935 – 1945 : |
Michael Ritter |
1888 – 1900 : |
Hans Strobl sen. |
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1945 – 1947 : |
Johann Kirchdorfer |
1900 – 1906 : |
Georg Haugg |
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1947 – 1962 : |
August Schmid |
1906 – 1909 : |
Andreas Riedler |
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1962 – 1975 : |
Josef Knöpfle |
1909 – 1919 : |
Vinzenz Fischer |
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1975 – 1996 : |
Alois Fischer |
1919 – 1925 : |
Hans Strobl jun. |
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1996 – 1997 : |
Herbert Vogele |
1925 – 1930 : |
Rupert Strobel |
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1997 – 2009 : |
Eugen Huber |
1930 – 1933 : |
Hans Maier |
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2010 – 2016 : |
Hansjörg Micheler |
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seit 2016 :
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Andreas Faith |
Aus der Feuerwehr Ziemetshausen sind zwei Kreisbrandinspektoren hervorgegangen:
- Herr Karl Haide – Bürgermeister
- Herr Andreas Riedler – Brauereibesitzer
Liste der Vorstände der Ziemetshauser Wehr:
1870 – 1883 : |
Thaddäus Leitenmayr |
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1938 – 1945 : |
Ludwig Liebhaber |
1884 – 1895 : |
Karl Haide |
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1945 – 1956 : |
Theodor Haiß |
1895 – 1909 : |
Jakob Kriener |
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1976 – 1991 : |
Rudolf Schmuderer |
1909 – 1919 : |
Andreas Riedler |
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1992 – 2003 : |
Karl Bosch |
1919 – 1933 : |
Ignaz Blaser |
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2003 – 2016 : |
Karl Miller |
1933 – 1938 : |
Anton Fischer |
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seit 2016 :
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Christian Faith |
Die letzte Satzung der Freiwilligen Feuerwehr Ziemetshausen stammt aus dem Jahre 1955. Nach dem Tode von Theodor Haiß 1956 wurde aus nicht bekannten Gründen keine Vorstandschaft mehr gebildet, so dass sich fast keine Vereinstätigkeit mehr entwickelte. Erst 1976 wurde unter dem damaligen Bürgermeister Rudolf Schmuderer der Verein neu konstituiert, eine neue Satzung erlassen und eine Vorstandschaft gewählt. Zum Vorstand wurde Rudolf Schmuderer gewählt. In den darauffolgenden vier Jahren hat der Verein eine außerordentliche Aktivität entwickelt. Um den Übungsablauf effektiver gestalten zu können, errichtete der Verein 1976/77 als Anbau zu bestehenden Gerätehaus einen Lehrsaal mit sanitären Anlagen. Die Arbeiten wurden ausschließlich durch freiwillige Eigenleistung erbracht, während die Materialkosten durch den gewährten Staatszuschuss gedeckt werden konnten, so dass die Gemeindekasse nicht strapaziert werden musste. Die Einweihung erfolgte am 10. Juli 1977 im Rahmen eines von der Feuerwehr organisierten Kinderfestes.
1978 erwarb der Verein einen gebrauchten VW-Kombi, der zu einem Kommando- und Vorausfahrzeug umgerüstet wurde. Die Weihe des Fahrzeugs wurde im Dezember 1978 durch Weihbischof Manfred Müller im Rahmen der Pfarrvisitation vorgenommen. Die Geldmittel für den Ankauf stammen aus dem Erlös von Altglas Sammlungen, welche die Feuerwehr Ziemetshausen im Markt regelmäßig durchführte. Daneben fließen Einnahmen aus freiwilligen Arbeitseinsätzen sowie Geld- und Sachspenden aktiver und fördernder Mitglieder zu. Gesellige Veranstaltungen und Ausflüge gehören seit 1976 wieder zum selbstverständlichen Programm des Vereins, ebenso wie bereits vorher der Ordnungsdienst bei besonderen kirchlichen oder gemeindlichen Veranstaltungen. Das Aufstellen des Maibaumes wurde nach langjähriger Pause seit 1974 wieder regelmäßig durch die Feuerwehr vorgenommen. Die Maibaumfiguren stammen von dem Ziemetshauser Holzschnitzer Friedolin Kraille. Die Kameradschaft und Leistungsfähigkeit, die sich in den letzten Jahren gesteigert hat, strahlt auch nach außen. Das Wirken der Feuerwehr war und ist durch seine Freiwilligkeit, seine Uneigennützigkeit und seine Selbstlosigkeit beispielhaft. Als Zeichen der Anerkennung ehrt der Staat und der Markt Ziemetshausen für eine 25- und mehrjährige Dienstzeit die Feuerwehrmänner mit einer Urkunde und einer dazugehörigen Auszeichnung.